LEIPZIGER FREIHEITS- UND EINHEITSDENKMAL

Eingeladener künstlerischer Realisierungswettbewerb

AUSZEICHNUNG
1. Preis

ORT

Leipzig

AUSLOBER
Stadt Leipzig

BEARBEITUNGSZEIT

2012

PROJEKTPARTNER
M+M


Eine riesige rechteckige Fläche von 70 000 Farbfeldern bedeckt in Leipzig den Wilhelm-Leuschner-Platz am Ring. Allerdings ist diese Fläche zunächst kein fester unverrückbarer Boden. Sie besteht aus 70 000 einzelnen kistenförmigen Podesten, die man aus der unübersehbaren Zahl herauslösen kann: jedes gerade groß genug, um darauf stehen zu können.

Indem die Besucher des Platzes schrittweise Podeste aufheben und mitnehmen, wird nach und nach ein identisches Farbmuster aus 70 000 Keramikflächen in der Vertiefung aufgedeckt. Nur vereinzelt bleiben einige Objekte in diesem großflächigen Rechteck verankert. Sie können als Rednerpodest oder Sitzmöglichkeit genutzt werden, als Treffpunkt, zum Musizieren und Kommunizieren. 

Im Gegensatz zum nahe gelegenen Völkerschlachtdenkmal wirkt das am Ring zunächst zurückhaltend. Es erhebt sich nicht monumental und in einer Achse auf Fernwirkung bedacht in die Höhe. Jedoch erschließt es sich in seiner Größe, wenn man es überquert. Es ist ein Erlebnis, das ausgedehnte farbenfrohe Areal zu durchkreuzen. Man taucht darin ein und wird unmittelbar an die bunte Menge der Demonstranten während der friedlichen Revolution erinnert. Vor allem aber ist man eingeladen, sich auf ein verbliebenes Podest zu stellen, um laut und frei seine Meinung zu äußern: Ein Zusammenspiel aller und des einzelnen.

Ab dem 9. Oktober 2014, dem Eröffnungstag, verteilen sich die unzähligen Objekte sukzessive in der Stadt und über diese hinaus. Einerseits verweilt die Basisstation des Denkmals in Form der Keramikfläche am Wilhelm-Leuschner-Platz. Andererseits aber taucht es mobil ein in den Stadtraum, in Privaträume, verteilt sich über Leipzig hinaus. Die Podeste werden mit nach Hause oder an die Arbeitsstelle genommen. Die Objekte finden sich in Schulen oder anderen Einrichtungen und Orten im öffentlichen Raum wieder. Immer verweisen sie auf ihren gleichfarbigen Ursprungsort und sind weiterhin Teil des Gesamtensembles und Enzym der Erinnerung. Jeder Kasten steht dabei stellvertretend für die Möglichkeit, seine Meinung frei zu äußern, nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret. Ob in der Familie. in der Arbeit oder der Schule, der Kasten legitimiert und animiert, sich zu erheben und das Wort zu ergreifen. Jeder einzelne verweist somit grundsätzlich auf die Möglichkeit der Redefreiheit als Baustein unserer Demokratie.